Montag, 2. April 2012

Offener Brief an Friedhelm Sohn (SPD)

Liebe Mitstreiter/innen,

Herr Möllmann, ein Anwohner der geplanten OWIIIa, hat einen sehr treffenden Brief an SPD Ratsmitglied Friedhelm Sohn geschrieben und uns erlaubt diesen hier zu veröffentlichen.



Lieber Friedhelm Sohn,

wir kennen (und ich glaube, das sagen zu dürfen, schätzen) uns als Hausnachbarn in Do-Wickede schon seit langer Zeit. Häufig haben wir uns in nachbarschaftlichen, familiären Gesprächen freundschaftlich unterhalten und dabei (logischerweise), wen wundert’s angesichts Deiner anerkennenswert aktiven Rolle in der Stadtpolitik, über mehr oder weniger tagesaktuelle politische Themen unterhalten. Fast immer hatte ich dabei den Eindruck- und soweit es die überregionalen politischen Themen anbelangt- auch die feste Überzeugung gewonnen, dass wir die gleiche politische Heimat unser eigen nennen können. Dies gilt auch heute noch!  Wenn ich jetzt ausnahmsweise diesen Weg der Kommunikation eines offenen Briefes nutze, liegt das an einem Thema, in dem wir nun wirklich eklatant unterschiedliche Standpunkte einnehmen und in dem Du aus vermutlich parteipolitischem Opportunismus die Öffentlichkeit gesucht hast. Du bist für den Weiterbau der OW IIIa. Ich nicht! Wie sollte ich auch angesichts der Planungen, unmittelbar angrenzend an meinen Garten eine Autobahn bauen zu wollen. An Deinen Garten soll die Autobahn ja nicht angrenzen. Aber machen wir uns nichts vor: Die negativen Auswirkungen von Minderung der Wohnqualität durch Lärm, Luftverschmutzung etc. würdest Du dann ebenso, weil es ja gar nicht nur um uns geht, wie die Bewohner in Brackel, Asseln, Wickede, Unna-Massen, Unna auch „genießen“ können. Willst Du das wirklich für Deine Familie mit Kindern und Enkeln? Aber der Reihe nach……..

In verschiedenen Pressestatements argumentierst Du, dass Dir seinerzeit diese Planungen bekannt gewesen seien. Hat Dir wirklich unserer damaliger selber Bauträger gesagt, dass wir einmal Anlieger einer Autobahn sein werden? Mir nicht! Die Kenntnis einer evtl. Bauabsicht zur Realisierung einer „Entlastungsstraße“ des Hellwegs ist erst später durch Nachbarschaftsinformationen etc. gewachsen. Eigentlich vorstellbar war das aber auch Dir sicher nicht. In einem zwischenzeitlich durch unter Naturschutz gestellten Grüngürtel eine Straße, jetzt sogar Autobahn, zu bauen, haben wir uns alle doch wirklich nicht vorstellen können. Ich verwende in diesem Zusammenhang die zugegeben nicht gänzlich zutreffende Vergleichsfrage, ob denn wirklich noch keiner auf die Idee gekommen ist, mitten durch den Westfalenpark eine Autobahn zu bauen. Zunächst dem Naturschutz eine Chance zu geben und damit bei der Bevölkerung parteipolitisches Kapital zu ziehen, dann aber unmittelbar daneben eine Autobahn zu planen, halte ich für ziemlich widersprüchlich. Soweit zur Vergangenheit.

Die Gegenwart hat durch die Vielzahl von auch in der breiten Öffentlichkeit ausgetauschten fundierten Argumenten von Befürwortern und Gegnern gezeigt, dass die Basis der damaligen Planungen (Verkehrszählungen, Umweltverträglichkeit, Nutzenanalyse usw.) aus heutiger Sicht keine Planungsfortsetzung rechtfertigt. Du verwendest Dich eindeutig für die Fortsetzung und willst dabei billigend eine Vielzahl von Nachteilen in Kauf nehmen (siehe oben). Glaubst Du wirklich noch an den vermeintlichen Vorteil von der Hellwegentlastung angesichts deutlich gesunkener Zahlen? Die auf der Basis damaliger Zählung erfolgte Planung ist durch aktuelle Zählungen mit erheblich niedrigerem Verkehrsaufkommen doch längst ad absurdum geführt. Dass insgesamt eine deutliches Mehr an Verkehrsfrequenz durch eine Autobahnanbindung die Folge sein wird, ist durch die möglicherweise unfreiwillig erfolgte Publikation des SPD-OV bekannt geworden und liegt doch jetzt auf der Hand. In unserer gemeinsamen Wohnstraße gibt es- wie Du weißt- schon die ersten Absetzbewegungen: „Weg von Wickede“, sagen meine unmittelbaren Nachbarn (auch wenn dabei möglicherweise noch weitere Faktoren eine Rolle spielen) und haben ihre Verkaufsabsichten durch entsprechende Order belegt. Ich finde das sehr bedauerlich und komme damit zur Zukunft.

Ich will nämlich bleiben! Nicht weil ich schon einmal vor sehr langer Zeit aus einer auch heute noch ziemlich unwirtlich gewordenen Dortmunder Wohngegend zum Wegzug gedrängt worden wäre, sondern weil ich immer noch daran glaube, dass die Einsicht in das Richtige Maßstab politischen Handelns sein wird. Ich möchte kein Wutbürger werden und ich möchte auch hier kein „Stuttgart 21“ erleben. Lieber Friedhelm Sohn, ich weiß, dass jetzt Wahlkampf ist und die Töne rauer werden. Aber Sachlichkeit in der Argumentation, Abwägung von Vor- und Nachteilen, das Finden der richtigen Lösung, das Anhören und Bewerten auch divergierender Meinungen muss möglich sein. Ich bitte Dich, mit Deiner langjährigen politischen Erfahrung dabei mitzuwirken. Dabei sollte aber nicht die parteipolitische Brille, sondern vielmehr das eigentlich wirklich wichtige Wohl der Bürger nach einem lebenswerten Umfeld in intakter Natur eine entscheidende Rolle spielen. Das haben alle Bürger im betroffenen Umfeld (auch die Hellweg-Anwohner) verdient und das hat auch die Natur verdient.

Mit herzlichem Glück auf!

Heinz Möllmann