Liebe Mitstreiter/innen,
Herr Möllmann, ein Anwohner der geplanten OWIIIa, hat einen sehr treffenden Brief an SPD Ratsmitglied Friedhelm Sohn geschrieben und uns erlaubt diesen hier zu veröffentlichen.
Lieber Friedhelm Sohn,
wir kennen (und ich glaube,
das sagen zu dürfen, schätzen) uns als Hausnachbarn in Do-Wickede schon seit
langer Zeit. Häufig haben wir uns in nachbarschaftlichen, familiären Gesprächen
freundschaftlich unterhalten und dabei (logischerweise), wen wundert’s
angesichts Deiner anerkennenswert aktiven Rolle in der Stadtpolitik, über mehr
oder weniger tagesaktuelle politische Themen unterhalten. Fast immer hatte ich
dabei den Eindruck- und soweit es die überregionalen politischen Themen
anbelangt- auch die feste Überzeugung gewonnen, dass wir die gleiche politische
Heimat unser eigen nennen können. Dies gilt auch heute noch! Wenn ich jetzt ausnahmsweise diesen Weg der
Kommunikation eines offenen Briefes nutze, liegt das an einem Thema, in dem wir
nun wirklich eklatant unterschiedliche Standpunkte einnehmen und in dem Du aus
vermutlich parteipolitischem Opportunismus die Öffentlichkeit gesucht hast. Du
bist für den Weiterbau der OW IIIa. Ich nicht! Wie sollte ich auch angesichts
der Planungen, unmittelbar angrenzend an meinen Garten eine Autobahn bauen zu
wollen. An Deinen Garten soll die Autobahn ja nicht angrenzen. Aber machen wir
uns nichts vor: Die negativen Auswirkungen von Minderung der Wohnqualität durch
Lärm, Luftverschmutzung etc. würdest Du dann ebenso, weil es ja gar nicht nur
um uns geht, wie die Bewohner in Brackel, Asseln, Wickede, Unna-Massen, Unna
auch „genießen“ können. Willst Du das wirklich für Deine Familie mit Kindern
und Enkeln? Aber der Reihe nach……..
In verschiedenen
Pressestatements argumentierst Du, dass Dir seinerzeit diese Planungen bekannt
gewesen seien. Hat Dir wirklich unserer damaliger selber Bauträger gesagt, dass
wir einmal Anlieger einer Autobahn sein werden? Mir nicht! Die Kenntnis einer
evtl. Bauabsicht zur Realisierung einer „Entlastungsstraße“ des Hellwegs ist
erst später durch Nachbarschaftsinformationen etc. gewachsen. Eigentlich
vorstellbar war das aber auch Dir sicher nicht. In einem zwischenzeitlich durch
unter Naturschutz gestellten Grüngürtel eine Straße, jetzt sogar Autobahn, zu
bauen, haben wir uns alle doch wirklich nicht vorstellen können. Ich verwende
in diesem Zusammenhang die zugegeben nicht gänzlich zutreffende Vergleichsfrage,
ob denn wirklich noch keiner auf die Idee gekommen ist, mitten durch den
Westfalenpark eine Autobahn zu bauen. Zunächst dem Naturschutz eine Chance zu
geben und damit bei der Bevölkerung parteipolitisches Kapital zu ziehen, dann
aber unmittelbar daneben eine Autobahn zu planen, halte ich für ziemlich
widersprüchlich. Soweit zur Vergangenheit.
Die Gegenwart hat durch die
Vielzahl von auch in der breiten Öffentlichkeit ausgetauschten fundierten Argumenten
von Befürwortern und Gegnern gezeigt, dass die Basis der damaligen Planungen
(Verkehrszählungen, Umweltverträglichkeit, Nutzenanalyse usw.) aus heutiger
Sicht keine Planungsfortsetzung rechtfertigt. Du verwendest Dich eindeutig für
die Fortsetzung und willst dabei billigend eine Vielzahl von Nachteilen in Kauf
nehmen (siehe oben). Glaubst Du wirklich noch an den vermeintlichen Vorteil von
der Hellwegentlastung angesichts deutlich gesunkener Zahlen? Die auf der Basis
damaliger Zählung erfolgte Planung ist durch aktuelle Zählungen mit erheblich
niedrigerem Verkehrsaufkommen doch längst ad absurdum geführt. Dass insgesamt
eine deutliches Mehr an Verkehrsfrequenz durch eine Autobahnanbindung die Folge
sein wird, ist durch die möglicherweise unfreiwillig erfolgte Publikation des
SPD-OV bekannt geworden und liegt doch jetzt auf der Hand. In unserer
gemeinsamen Wohnstraße gibt es- wie Du weißt- schon die ersten Absetzbewegungen:
„Weg von Wickede“, sagen meine unmittelbaren Nachbarn (auch wenn dabei
möglicherweise noch weitere Faktoren eine Rolle spielen) und haben ihre
Verkaufsabsichten durch entsprechende Order belegt. Ich finde das sehr
bedauerlich und komme damit zur Zukunft.
Ich will nämlich bleiben!
Nicht weil ich schon einmal vor sehr langer Zeit aus einer auch heute noch
ziemlich unwirtlich gewordenen Dortmunder Wohngegend zum Wegzug gedrängt worden
wäre, sondern weil ich immer noch daran glaube, dass die Einsicht in das
Richtige Maßstab politischen Handelns sein wird. Ich möchte kein Wutbürger
werden und ich möchte auch hier kein „Stuttgart 21“ erleben. Lieber Friedhelm
Sohn, ich weiß, dass jetzt Wahlkampf ist und die Töne rauer werden. Aber
Sachlichkeit in der Argumentation, Abwägung von Vor- und Nachteilen, das Finden
der richtigen Lösung, das Anhören und Bewerten auch divergierender Meinungen
muss möglich sein. Ich bitte Dich, mit Deiner langjährigen politischen
Erfahrung dabei mitzuwirken. Dabei sollte aber nicht die parteipolitische
Brille, sondern vielmehr das eigentlich wirklich wichtige Wohl der Bürger nach
einem lebenswerten Umfeld in intakter Natur eine entscheidende Rolle spielen.
Das haben alle Bürger im betroffenen Umfeld (auch die Hellweg-Anwohner) verdient
und das hat auch die Natur verdient.
Mit herzlichem Glück auf!
Heinz Möllmann